Auf den Flächen des Landwirtschaftsbetriebs Fromme-Altenbach aus Königslutter wird eine neungliedrige Fruchtfolge und seit vielen Jahren eine pfluglose bodengarefördernde Bodenbearbeitung umgesetzt. Seniorchef Burkhard Fromme stellte bei einer Flächenrundfahrt den gut 50 hochinteressierten Teilnehmer*innen sein nachhaltiges Betriebskonzept vor, mit dem rund 380 ha sehr heterogene Ackerflächen von 20 bis 90 Bodenpunkten bewirtschaftet werden. Das bestehe, so Fromme, aus den drei Bausteinen boden-schonende Bearbeitung, ganzjährige Bodenbedeckung und Biodiversität. „Wir haben viel ausprobiert und verbessern unser System kontinuierlich. So wurde auch eine spezielle Drilltechnik aus Südamerika beschafft, die sich besonders für die Aussaat von Sortenmischungen mit unterschiedlichen Korngewichten eignet“, berichte Fromme.
Eingeladen zum Praxistag, der im Rahmen des Landesprojektes KlimaFarming stattfand und mit einem Vortragsteil auf Burg Warburg startete, hatten das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe e.V. (3N) gemeinsam mit dem Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V. (NAN). Beide Veranstalter begrüßten den guten Zuspruch der Vertreter*innen von landwirtschaftlichen Betrieben, Beratungseinrichtungen und Unternehmen aus dem Agrarbereich und stellten zunächst die Aufgaben ihrer Netzwerke vor. Sandra von Davier berichtete aus der Arbeit des NAN und des Ackerbauzentrums Niedersachsen und wies auf die für 2023 geplanten Projekte und Veranstaltungen hin. Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer (3N) hob die gemeinsamen Herausforderungen hervor, vor denen die Landwirtschaft durch die Anforderungen des Klimaschutzes und die Anpassung an den Klimawandel stehe.
Grußworte überbrachte Christopher Straeter aus dem niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Das Landwirtschaftsministerium fördere im Rahmen des Programms „Stadt,Land,Zukunft“ eine Vielzahl von innovativen Projekten, wie das Projekt „KlimaFarming“, um eben diesen Transformationsaufgaben gerecht werden zu können, wie sie auch im gerade veröffentlichten IPCC-Bericht angemahnt würden, so Straeter. Der Betrieb Fromme ist einer von zehn niedersächsischen Modellbetrieben des Projektes „KlimaFarmig“, das 3N koordiniert und alternative Anbausysteme und nachhaltige Methoden im Ackerbau, die zum Humusaufbau und zur Kohlenstoffspeicherung beitragen, untersuchen wird.
Insbesondere ginge es dabei um spezielle Verfahren zur Erhöhung des Humusgehalts sowie der Bodengesundheit im Landbau, mehrjährige Dauerkulturen und die Einführung neuer agroforstlicher Landnutzungssysteme, berichtete 3N-Projektleiterin Carolin Brathe. Die klimaschonenden Anbausysteme werden von den Betrieben mit wissenschaftlicher Begleitung der Leibniz Universität Hannover umgesetzt.
Dr. Annette Bartels, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellte das Bundesprojekt „FINAL“ zur Förderung von Insekten in Agrarlandschaften vor. In diesem Projekt sind zwei Modellregionen im Raum Braunschweig eingerichtet worden. Über verschiedene insekten- und biodiversitätsfördernde Maßnahmen werden Habitate und Nahrungsräume unter anderem für Wildbienen geschaffen und deren Wirkung über ein langjährig angelegtes Monitoring wissenschaftlich begleitet.
Dr. Norman Gentsch von der Leibniz Universität Hannover, stellte Einsparungsstrategien für Mineraldünger vor und ging auf die langjährige Wirkung einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung mit organischer Düngung ein. „Wir sehen in den Untersuchungsergebnissen die positiven Effekte auch im 2. und folgenden Jahren nach den Maßnahmen“, berichtete Gentsch und wies auf langjährig stabile Erträge in verschiedenen Kulturen nach organischer Zufuhr hin. Die Optimierung von Zwischen-fruchtmischungen (C/N Verhältnis) erhöht dabei den Stickstoffübertrag an die Folgekultur. Die organische Düngung verringert zudem die Stickstoffverluste bei 3-jähriger Fruchtfolge um etwa 10 %, wie aktuelle Studien zeigten. Auch eine erhöhte Landnutzungseffizienz konnten langjährige Versuche mit organischer Düngung bestätigen.
Abschließend erläuterte Hajo Haake von der Deutschen Saatveredelung (DSV) eindrucksvoll an zahlreichen Praxisbeispielen, was der Zwischenfruchtanbau zu einer nachhaltigeren kohlenstoffan-reichernden und stickstoffeffizienten Bewirtschaftung leisten kann. „Die gezielte, standort- und fruchtfolgenangepasste Mischung von Zwischenfrüchten und der Mischanbau von Kulturpflanzen, aber auch Getreidesortenmischungen, bieten noch erhebliche bisher kaum genutzte Potenziale, um mehr Klimaresilienz und Ertragsstabilität zu erreichen“, so Haake.
Das Projekt „KlimaFarming“ will diese Kenntnisse durch Praxisbetriebe in Niedersachsen verbreiten und vermitteln. Weitere Informationen unter https://www.3-n.info/.
Herausgeber: 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V., Kompaniestraße 1, 49757 Werlte, info@3-n.info
Werlte, 24.03.2023 v.i.S.d.P. Dr. Rottmann-Meyer