
Rund um den Ackerbau gibt es viele innovative Ideen. In Niedersachsen finden hierzu zahlreiche spannende Forschungsaktivitäten statt. Wir wollen sie sichtbarer machen und dabei helfen, Erkenntnisse zu verbreiten. Deshalb stellen wir jeden Monat ein Projekt vor. Das Projekt im August heißt HydroBeet. Das Vorhaben wird von der ARGE NORD e.V. geleitet und mit weiteren Partnern, wie dem Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer e.V. und der Nordzucker AG, umgesetzt.
HydroBeet – Innovatives Wasserbewirtschaftungssystem im Zuckerrübenanbau
Das Projekt hat zum Ziel den Trockenstress in Zuckerrüben zu minimieren. Dazu werden verschiedene Varianten erprobt, die entweder das Wasser im Boden speichern oder die Verdunstung reduzieren:
- Strohauflage als Verdunstungsschutz
- Kompost als Verdunstungsschutz
- Behandlung der Zuckerrüben mit Ethanol während der Dürrephasen, die zum Schließen der Stomata (Spaltöffnungen im Pflanzengewebe zum Gasaustausch) der Pflanzen führt
- Bandapplikation eines Hydrogels auf Ligninbasis, das eine hohe Wasserspeicherfähigkeit aufweisen soll. In verschiedenen Aufwandmengen wird das Hydrogel des österreichischen Start-Ups AgroBiogel GmbH, einer Ausgründung der Universität für Bodenkultur Wien, unter die Rüben im Boden eingebracht.
Um den Effekt der Varianten zu bewerten, werden die Feldversuche auf leichten Standorten, die Probleme mit der Wasserspeicherung haben, durchgeführt. Es findet ein Vergleich zwischen den verschiedenen Versuchsvarianten mit und ohne Beregnung statt. Das Vorhaben verfolgt einen gesamtheitlichen Ansatz. So wird auch die Bodenfeuchte in den verschiedenen Versuchsvarianten mit Bodensensoren des Göttinger Startups Agvolution GmbH gemessen. Die Daten fließen wiederum in ein Wachstumsmodell ein, das als Entscheidungshilfe für das Wasser- und Nährstoffmanagement dient.


Über das EIP-Agri-Projekt sprach Dr. Stefanie Schläger vom Ackerbauzentrum Niedersachsen im frühen Juli mit Stephen Baumgarten, dem Geschäftsführer der ARGE NORD e.V.:
Das erste Projektjahr läuft derzeit. Welche Erkenntnisse aus den Feldversuchen können Sie bereits mitteilen?
Die Feldversuche wurden erfolgreich auf sechs verschiedenen, leichten Standorten angelegt. Die Zusammenarbeit mit den Versuchsbetrieben läuft sehr gut. Alle Varianten werden sowohl mit betriebsüblicher Beregnung, als auch mit ausgelassener Beregnung getestet. Zum einen wird dadurch sichergestellt, dass Trockenstress in den unberegneten Blöcken auftritt und messbar wird. Zum anderen kann dadurch der Ertragseffekt der Beregnungsgaben ermittelt werden. Aktuell ist die Dürresituation über alle Standorte in den unberegneten Varianten sehr deutlich sichtbar. Die Zuckerrüben lassen die Blätter hängen und leiden stark unter der Trockenheit. Zwischen den Varianten sind in den unberegneten Blöcken noch keine optischen Unterschiede sichtbar. Sowohl die Agrobiogel-Varianten, als auch die Varianten mit zusätzlichem Verdunstungsschutz sehen optisch nicht besser aus als die unbehandelte, praxisübliche Kontrolle.
Optisch auffällig ist jedoch, dass unter der Variante mit der Kompostmulchauflage mehr Feuchtigkeit zu finden ist als in den anderen Varianten. Hieraus kann geschlussfolgert werden kann, dass die Verdunstungsminimierung hier durch die Auflage- und Beschattungsschicht funktioniert. Die Auswertung der Sensoren wird am Ende der Saison mehr Aufschluss darüber geben.
Welche Rolle spielt die Wirtschaftlichkeit bei der Auswahl und der Bewertung der Versuchsvarianten?
Die Wirtschaftlichkeit spielt in den Versuchsvarianten zunächst eine untergeordnete Rolle. Das primäre Ziel besteht darin Lösungen gegen Trockenstress zu finden, die einen ertraglich absicherbaren Effekt bewirken. Dies allein stellt schon eine große Herausforderung dar. Zwei Lösungsansätze werden verfolgt. Die Speicherung von Regenwasser im Boden durch das Agrobiogel und die Reduzierung der Verdunstung über den Boden und das Blatt. In der Vergangenheit wurden Mulch- und Direktsaaten etabliert, die neben dem Erosionsschutz und der verbesserten Befahrbarkeit auch die Verdunstung reduzieren. In dem aktuellen Projekt werden weitere Maßnahmen und Ideen untersucht. Können Maßnahmen herauskristallisiert werden, die positive Ertragseffekte und damit Wassereinsparungen zeigen, werden diese auf Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit geprüft. Oft sind neue Technologien zunächst kostenintensiv, werden dann über die Zeit jedoch günstiger und für die Praxis verfügbar.
Werden in dem Projekt auch noch Rübenstandorte berücksichtigt, die aktuell nicht beregnet werden, an denen aber durch die Sommertrockenheit bereits deutlicher Trockenstress auftritt?
Im Fokus stehen aktuell die klassischen Beregnungsgebiete. Dort weisen die Böden sehr niedrige nutzbare Feldkapazitäten auf. Deshalb muss in Trockenphasen Wasser künstlich zugeführt werden. Da einige Landkreise die Beregnungsmengen einschränken sind die Landwirte dort besonders betroffen. Zusätzlich findet ein enger Austausch mit den Beratungsinstitutionen und Multiplikatoren im Zuckerrübenanbau statt, welche die gewonnenen Informationen in die Fläche tragen.
