Die im Februar 2023 für Niedersachsen verabschiedete Pflanzenschutzmittelreduktionsstrategie verfolgt das Ziel, den Einsatz und das Risiko chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in Niedersachsen bis zum Jahr 2030 um mindestens 25 % zu verringern. Aufgrund zunehmender Resistenzen unerwünschter Beikräuter gegenüber chemisch-synthetischen Wirkstoffen sowie der sinkenden Anzahl zugelassener Wirkstoffe, werden entsprechende Alternativen für konventionell wirtschaftende Betriebe wieder zunehmend interessant.
Die Vorgaben des Integrierten Pflanzenbaus, wie eine angepasste Fruchtfolge, Sortenwahl, Bodenbearbeitung, ein sinnvolles Düngeniveau und die Förderung von Nützlingen, bilden die Grundlage für standortangepassten, nachhaltigen Ackerbau. Auch die Beachtung von Schwellenwerten und die Nutzung von Prognosemodellen sind wichtige Instrumente, um den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren.
Neben diesen vorbeugenden Maßnahmen ist die Integration mechanischer Geräte zur Beikrautregulierung entscheidend für das Gelingen der Pflanzenschutzmittel-Reduktionsziele. Für Reihenkulturen wie Mais und Zuckerrübe stellt das Hacke-Bandspritze-Verfahren eine interessante Alternative zur Flächenspritzung dar – entweder durch ein Kombigerät zur PSM-Applikation in der Reihe und einer nachlaufenden Hacke zwischen den Reihen in einem Arbeitsgang, oder durch das absetzige Verfahren mit zwei separaten Arbeitsgängen.
Je nach Breite des Spritzbandes können 40 bis 60 % der Pflanzenschutzmittel eingespart werden. Das Hacken zwischen den Reihen sorgt für zusätzliche Durchlüftung und Lockerung des Bodens. Kameratechnik und Section Control ermöglichen eine präzise mechanische Bearbeitung. Durch die Hacksterne einer Fingerhacke ist auch die Beikrautregulierung in den Reihen möglich. Voraussetzung ist allerdings immer ein genaues Drillen der Kultur – die Abstände der Rüben- oder Maisreihen müssen genau zu den Einstellungen der Düsen und der Hackschare passen!
Die Vorteile des kombinierten Verfahrens gegenüber mehreren Arbeitsgängen liegen in geringerem Arbeitszeitbedarf und weniger Kraftstoffverbrauch. Die neuen Geräte verfügen über moderne Applikations- und Hacktechnik. In entsprechende Geräte zu investieren lohnt sich allerdings erst bei einem höheren Anbauumfang der zu pflegenden Kulturen. Für das absetzige Verfahren kann die Pflanzenschutzspritze durch das Austauschen der Düsen zu einer Bandspritze umgerüstet werden – entweder mit einer Bandspritzdüse oberhalb der Reihe oder zwei asymmetrischen Düsen zu beiden Seiten der Reihe. Die Pflanzenschutzmaßnahme erfolgt in der Regel etwas eher als im Kombiverfahren und kann morgens oder abends durchgeführt werden. Der Durchgang mit der Hacke erfolgt in einem separaten Arbeitsgang und kann ebenfalls zur optimalen (Tages-) Zeit stattfinden.
Das Hacke-Bandspritze-Verfahren verspricht hohe Einsparpotentiale im Pflanzenschutz, ist aber in der Regel mit höheren Kosten für Technik und Arbeitserledigung verbunden. Je nach Bodenart, Beikrautspektrum und Witterung fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Die Landwirtschaftskammer Niedersachasen untersucht seit 2016 das Verfahren (Vgl. Warnecke-Busch, Goßswinth (2022): Systeme zur Unkrautregulierung mit Hacke und Bandspritze in Zuckerrüben). Aktuell laufen Versuche im Rahmen der Pflanzenschutzmittelreduzierungsstrategie der Landwirtschaftskammer auf vier der sechs Demonstrationsbetriebe in Niedersachsen und Bremen.
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