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Digitale Innovationen im Ackerbau - Beitrag zur Lösung von Herausforderungen im Wasserschutz?

Rückblick auf den Digitaltag am 25.04.2024 im Landhotel Witte-König und auf dem Hof Grote in Garrel-Beverbruch

Rund 80 Interessierte aus der landwirtschaftlichen Praxis, Beratung sowie Unternehmen aus der Agrarbranche folgten der Einladung zum Digitaltag am 25. April 2024 in Garrel-Beverbruch, um sich über die Möglichkeiten digitaler Anwendungen im Ackerbau als Beitrag zum Wasserschutz zu informieren. Dabei ging es insbesondere um den zielgerichteten Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) und das Ackerbauzentrum Niedersachsen hatten gemeinsam in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zu dem Praktikertag eingeladen.

Begrüßung

Alice Woelk vom OOWV hielt in ihrer Begrüßung fest, dass digitale Technologien einen Beitrag zum Wasserschutz leisten können. Sie unterstrich, dass die Techniken und Verfahren sowohl für konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe verfügbar sind. Dr. Stefanie Schläger vom Ackerbauzentrum Niedersachsen hob hervor, dass digitale Anwendungen nicht dem Selbstzweck dienen, sondern die Bewirtschaftung der Ackerflächen wirtschaftlicher und umweltgerechter gestalten sollen.

Dr. Stefanie Schläger und Alice Wolk begrüßen die Gäste (v. l.)
Dr. Stefanie Schläger und Alice Wolk begrüßen die Gäste (v. l.)
Fachvorträge: Digitale Innovationen auf dem Acker 

Präzisionslandwirtschaft für jedermann!

Dr. Harm Drücker, Leiter des Fachbereichs Landtechnik, Energie, Bauen, Immissionsschutz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gab eine Übersicht zu den vorhandenen Technologien, die die teilflächenspezifische Bewirtschaftung der Ackerflächen optimieren können. Dabei hielt er fest, dass eine Satellitennavigation die Voraussetzung für fast alle Anwendungen ist. Als einen Einstieg in die Präzisionslandwirtschaft empfahl er die Nutzung von Parallelfahrsystemen, weil diese sich schnell rentieren und der Nutzen für die landwirtschaftlichen Betriebe schnell erkennbar ist, u.a. durch Fahrerentlastung und Zeitersparnis.

Wasser, Stickstoff, Ökonomie – Wie Sensoren und KI eine echte Entscheidungshilfe bieten

Anhand der teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung erklärte Andreas Heckmann, Mitgründer und Geschäftsführer der Agvolution GmbH, wie mithilfe von Umweltsensoren und Modellen optimierte Entscheidungen getroffen werden können. Er betonte dabei die Bedeutung einer ausreichenden Datengrundlage.  Des Weiteren ergänzte er, dass neben der pflanzenbaulichen Auswertung während der Saison auch die ökonomische Betrachtung von Anfang an mitgedacht werden muss.

Dr. Harm Drücker gibt eine Übersicht zu den vorhandenen Technologien (©NAN/Jana Tempel)
Andreas Heckmann berichtet über Umweltsensoren und Modelle als Entscheidungshilfe (©NAN/Jana Tempel)

Organische Düngemittel ausbringen – Chancen der NIRS-Technologie

Prof. Yves Reckleben von der Fachhochschule Kiel stellte die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) als eine Möglichkeit vor, Nährstoffwerte in flüssigen Wirtschaftsdüngern besser zu erfassen. Er präsentierte dazu Versuchsergebnisse aus dem Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Einsatz von NIRS-Sensoren zur Quantifizierung von Nährstoffen in flüssigen Wirtschaftsdüngern (https://mud-nirs.de/), an dem auch Niedersachsen beteiligt ist. Er hielt fest, dass die Nährstoffgehalte in Gülle und Gärresten stark schwanken. Ziel der NIRS-Technologie sei es, eine bessere Nutzungseffizienz von Stickstoff in organischen Düngern zu erreichen, um dadurch mineralische Düngemittel einzusparen. Die NIRS-Technologie findet schon Anwendung in der Praxis. Aufgrund der hohen Investitionskosten wird allerdings erwartet, dass die Technologie eher bei Lohnunternehmen Verbreitung finden wird.

Jobst Gödeke gibt Einblicke in die Drohnentechnologie (©NAN/Sandra von Davier)
Prof. Yves Reckleben berichtet über Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) (©NAN/Sandra von Davier)

Bei Düngung und Pflanzenschutz teilflächenspezifisch wirtschaften – Das Potential des Drohneneinsatzes

Eine Übersicht zu den Anwendungsmöglichkeiten von Drohnen in der Landwirtschaft und ihren Nutzungsbedingungen gab Jobst Gödeke, Leiter des PraxisLabors Digitaler Ackerbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Genauer ging er auf ihre Funktion in der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung ein. Hier werden die Drohnen mit Multispektralkameras ausgestattet, um Unterschiede in den Pflanzenbeständen durch ein spezifisches Reflexionsverhalten sichtbar zu machen. Auf diese Weise kann auf Unterschiede in der Stickstoffversorgung in der Teilfläche reagiert werden. Auch im chemischen Pflanzenschutz bieten Drohnenaufnahmen ein großes Einsparpotential. Allerdings ist das Überfliegen der Flächen und die Übermittlung der Daten derzeit noch zu rechen- und zeitintensiv, um auf landwirtschaftlichen Betrieben in die Umsetzung zu kommen.

Raus auf den Acker – Digitale Innovationen erleben
Klaus Grote stellt seinen Hof vor (©NAN/Sandra von Davier)

Im Anschluss an die Fachvorträge wurde der Digitaltag am Nachmittag auf dem nahegelegenen Hof Grote fortgesetzt. Landwirt Klaus Grote präsentierte seinen Betrieb und erläuterte sein Engagement. Er sieht sich in der Verantwortung, auch die Auswirkungen seines Betriebs auf die Umwelt zu minimieren. Seit 11 Jahren nutzt er den YARA N-Sensor für eine präzise Stickstoffdüngung, und kann dadurch erhebliche Einsparungen bei der Düngung erzielen. Im Anschluss konnten die Teilnehmer an vier Stationen digitale Innovationen für den Ackerbau hautnah erleben.

Station 1: FarmDroid – Ein Roboter, der sät und hackt (©NAN/Sandra von Davier)

Autonome und mechanische Unkrautbekämpfung wurde am Beispiel des FarmDroid FD20 vorgeführt. Hans-Christian Andresen und Kevin Mischker von der Solar-Energie Andresen GmbH stellten den solarbetriebenen Sä- und Hackroboter vor, der in der landwirtschaftlichen Praxis derzeit vor allem im ökologischen Gemüse- und Zuckerrübenanbau eingesetzt wird. Mehrere hundert Geräte sind europaweit bereits im Einsatz. Der FarmDroid speichert durch eine RTK-gestützte Präzisionsaussaat den genauen Standort jedes Saatkorns. Im Anschluss wird in und zwischen den Reihen mit Hilfe feiner Hackdrähte das Unkraut reguliert.

Station 2: Ecorobotix ARA – Die Spotapplikation von chemischen Pflanzenschutzmitteln (©NAN/Jana Tempel)

An einer zweiten Station demonstrierten Andreas Könemann und Paul Bühnemann von der New-Tec West Vertriebsgesellschaft für Agrartechnik mbH die Präzisionsfeldspritze Ecorobotix ARA. Die Spotapplikation von chemischen Pflanzenschutzmitteln erfolgt durch Kameraerkennung und eine entsprechende Steuerung der Einzeldüsen. Das Unkraut wird durch Kameras detektiert. Anschließend erfolgt die punktuelle Herbizidapplikation. Aufgrund von LED-Blitzlichtern für die Kameras ist ein von der Tageszeit unabhängiger Betrieb möglich. Der Ecorobotix ARA findet bereits erste Anwendung auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Station 3: Lemken Kamera-geführte Hacke EC Weeder 8V 8 x 75 Mais mit Bandspritzung Spray Hub (©NAN/Jana Tempel)

Leo Wittneben und Bernd Mienits von der LEMKEN GmbH & Co. KG waren mit dem EC Weeder an einer dritten Station vertreten. Sie erklärten die Hackmaschine für Reihenkulturen, die entweder Kamera-geführt in kleinen Pflanzenbeständen oder durch Reihentaster in größeren Wachstumsstadien zwischen den Reihen die mechanische Unkrautbekämpfung durchführt. In Kombination mit einem Fronttank, dem SprayHub, können zudem chemische Pflanzenschutzmittel als Bandspritzung oder Flüssigdünger ausgebracht werden.

Station 4: Drohnentechnologie unterstützt bei der teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung (©NAN/Sandra von Davier)

An einer vierten Station erklärten Jobst Gödeke und Christian Rettschlag vom PraxisLabor Digitaler Ackerbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen den Einsatz der Drohnentechnologie für die teilflächenspezifische Bewirtschaftung der Felder anhand der mitgebrachten Drohne samt Multispektralkamera.

Dr. Jürgen Kauke, Leiter Ressort Pflanze und Umwelt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hielt in seinen Schlussworten die positive Entwicklung der digitalen Technologien in die landwirtschaftliche Praxis fest. Er betonte jedoch, dass das Wissen und die Erfahrung des Landwirts unverzichtbar bleiben, denn am Ende muss der Praktiker die Handlungsentscheidung treffen.

Freigegebene Präsentationen der Referenten:

Impressionen