Der diesjährige Digitalisierungspreis im Bereich Agrar und Ernährung des Landes Niedersachsen geht an das start up Unternehmen seedalive in Osnabrück. Seedalive hat eine einfache, verlässliche und schnelle Methode zur Bestimmung der Keimfähigkeit von Pflanzensamen entwickelt. Zudem ist sie nicht destruktiv, d.h. der Pflanzensamen bleibt erhalten. Fertig entwickelt ist die Methode für alle Getreidearten, Erbsen, Ölsaaten und Kohlarten.
Und so funktioniert es: Die Pflanzensamen werden für nur vier Stunden in eine Reaktionslösung gegeben. Anschließend wird unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz per Computer über einen Farbtest bestimmt, ob das Saatgut vital ist. Auch Vorhersagen über die Triebkraft der Keimlinge sind möglich. Im Gegensatz zu etablierten Verfahren wie einem Keimungstest oder der Röntgen-Tomographie oder der Infrarot-Thermografie ist der von seedalive entwickelte Keimtest kostengünstig, zuverlässig, für den Anwender ungefährlich und schnell.
„Unser Schnelltest spart 99 % Zeit und Energie und hat insbesondere für landwirtschaftliche Betriebe, die Saatgut vermehren riesige Vorteile“, betont Jens Varnskühler, der geschäftsführende Gesellschafter von seedalive. Er bedankte sich bei der Niedersächsischen Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Miriam Staudte, die den Preis am 31.08.2023 im Rahmen einer Veranstaltung nach der Präsentation eines spannenden Kurzfilms übergab.
Dr. Henning Müller vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Vorstand des Vereins Agrotech Valley Forum e.V. führte durch die Veranstaltung und präsentierte auch die Plätze zwei und drei für den Digitalisierungspreis: Platz zwei erhielt Aquapurna. Die in Wunstorf beheimatete Firma widmet sich in voller Konsequenz der nachhaltigen, antibiotikafreien Garnelenproduktion und entwickelte eine digitale und datenbasierte Kontrolle von Tierwohlparametern (Kurzfilm). Mit Platz drei wurde das Göttinger start up Agvolution ausgezeichnet: Hier dreht sich alles um Wetterdaten und Sensorik.
Das Unternehmen baut Sensoren, um Wetterdaten und Bodenparameter wie Feuchtigkeit und Temperatur zu bestimmen. Diese Mikroklimadaten werden in einem Modell verrechnet, um dem Landwirt Hinweise zu geben, wann bspw. eine Stickstoffdüngung sinnvoll ist (Kurzfilm). Das dies funktioniert und hilft, Stickstoffdünger noch effizienter einzusetzen, haben Agvolution gemeinsam mit dem NAN und weiteren Partnern erfolgreich im Projekt PreciseN gezeigt. Hier wurden Feldsensoren in der Praxis von landwirtschaftlichen Betrieben getestet.
Der Digitalisierungspreis 2023 will Mut machen für mehr Digitalisierung auf dem Feld und im Stall. Alle 12 eingereichten Projekte waren spannend und weisen den Weg in eine erfolgversprechende Zukunft. Das NAN und das Ackerbauzentrum Niedersachsen waren in der Jury vertreten. „Die Auswahl ist extrem schwer gefallen, denn alle Projekte haben auf ihre Art gezeigt, wie groß die Potentiale für eine nachhaltige Landwirtschaft durch den Einsatz digitaler Innovationen sind“, so Hilmar Freiherr v. Münchhausen, Geschäftsführer des NAN und Leiter des Ackerbauzentrums Niedersachsen.