Ein neuer Schaderreger breitet sich in Deutschland aus – und mit ihm die Pflanzenkrankheit SBR. Die Abkürzung steht für „Syndrome Basses Richesse“ = Syndrom der niedrigen Zuckergehalte. Es handelt sich um eine schnell fortschreitende bakterielle Krankheit, die u.a. die Zuckerrübe befällt. Sie kann den Zuckerertrag um bis zu 50 % und den Zuckergehalt der Rüben um 5 % mindern. Überträger der Krankheit ist die Schilf-Glasflügelzikade, die sich besonders bei warmem und trockenem Wetter bevorzugt ausbreitet. Zwei Bakterienarten wurden inzwischen als Erreger des SBR identifiziert: Das SBR-Bakterium candidatus arsenophonus phytopathogenicus und das sogenannte Stolbur-Phytoplasma, ein zellwandloses Bakterium (candidatus phytoplasma solani).
Wegen des Klimawandels verbreitet sich die Zikade – und damit auch SBR – zunehmend nach Norden aus. Auch in Niedersachsen wurden bereits Nachweise für SBR auf Anbauflächen erbracht.
Neben Zuckerrüben wurden bis vor Kurzem nur Kartoffeln als betroffene Kultur identifiziert. Im Sommer wies das Julius Kühn-Institut (JKI) allerdings darauf hin, dass auch Zwiebeln anfällig für die Krankheit sind: Weiteres HIER
Die erwachsenen Zikaden übertragen die Bakterien, die SBR auslösen, durch ihre Saugtätigkeit an den Pflanzen. Der Flug der Zikaden beginnt bevorzugt im Zeitraum von Mai bis Juni. Die Insekten fliegen aus Weizenschlägen ein, in denen sie ihre Eier im Vorjahr abgelegt haben. Durch das frühe Drillen des Weizens und die gute Wurzelentwicklung finden die Larven im Frühjahr optimale Bedingungen zum Wachsen.
Die ersten Symptome an den Pflanzen treten in der Regel zwischen Mitte August und September auf. Im Bestand sind dann eine allgemeine Vergilbung, lanzettartige junge Blätter und braune nekrotische Verfärbungen an den Gefäßbündelringen sichtbar. Es kommt zu Welkeerscheinungen und letztlich zu gummiartigen Rüben sowie Sekundärinfektionen im Bestand.
Eine wirksame Bekämpfung der Glasflügelzikade mit Insektiziden ist derzeit nicht möglich, da der Wirkungsgrad der verfügbaren Mittel unter 50 % liegt. In betroffenen Regionen sollte daher der Anbau von SBR-resistenten Sorten in Betracht gezogen werden, die bereits Marktreife erlangt haben. Bisher bietet nicht jedes Züchterhaus eine resistente Sorte an, für die Aussaat 2025 steht dennoch ausreichend Saatgut zur Verfügung.
