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Tagung: Lasereinsatz im Pflanzenbau – Chancen und Grenzen

Im Laser Zentrum Hannover e. V. (LZH) drehte sich am 07.03.2023 alles um das Potential der Lasertechnik zur Unkrautbekämpfung. Die Tagung organisierte das LZH gemeinsam mit dem Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e. V. (NAN) und dem Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Der Einsatz des Laserstrahls zur Unkrautkontrolle im Ackerbau kann eine nicht-chemische Ergänzung zur Applikation von Herbiziden sein, die gesellschaftlich zunehmend kritischer gesehen werden. Darüber hinaus zeigen insbesondere Ungräser wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm zunehmend Resistenzen gegenüber den verfügbaren Wirkstoffen. Die große Bedeutung derartige Innovationen wie den Lasereinsatz im Ackerbau voranzutreiben, unterstrich auch Hilmar Freiherr von Münchhausen, Leiter des Ackerbauzentrums, in seinen Begrüßungsworten. Das LZH schafft eine Verbindung zwischen Forschung und Anwendung, erklärte Dr. Merve Wollweber in ihrem Einführungsvortrag. Als Leiterin der Gruppe „Food and Farming“ am LZH gab sie eine Übersicht über die verschiedenen Forschungsprojekte, die sich entlang der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette wiederfinden: vom Betrieb bis zum Handel. Genauer ging sie auf die Projekte im Pflanzenschutz ein, die sich mit der Kontrolle von Schadinsekten und Unkräutern auseinandersetzen. Letzteres war auch das Kernthema der Folgevorträge.

Den Auftakt machte das Projekt LURUU, das die Veranstalter gemeinsam mit zwei landwirtschaftlichen Betrieben im Großraum Hannover bearbeitet haben. In dem Vorhaben „Lasereinsatz zur Unkrautregulierung bei resistenten Ungräsern und Unkräutern“ (LURUU) war es das Ziel, einen mobilen Laserapplikator mit einer automatischen Bilderkennung zu entwickeln. Da Ungräser wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm insbesondere im Keimstadium dem Winterweizen sehr ähnlich sehen, war die Bilderkennung herausfordernd. Das Projekt wird von der Europäischen Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP Agri) finanziert. Die Landwirte Bernd Dröse und Friedel Könecke erläuterten ihre Erfahrungen im Projekt LURUU und unterstrichen die besonders schwierigen Bedingungen vor allem auf Böden mit hohem Tonanteil.

Anschließend stellte Matthias Lautenschläger vom LZH vor, wie die einzelnen Entwicklungsschritte im Projekt erreicht wurden. Die Ergebnisse aus den Parzellenversuchen im Sommerweichweizen zeigten deutlich, dass die Kombination aus Herbizid- und Laserbehandlung eine zuverlässigere Unkrautbekämpfung darstellt als die reine Herbizidbehandlung. Dr. Dirk Wolber vom Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gab im Anschluss einen Überblick über die Resistenzentwicklung von Beikrautarten in Niedersachsen. Diese Entwicklung ist alarmierend und unterstreicht die Notwendigkeit, an neuen Techniken zur Unkrautbekämpfung zu arbeiten.

Im anschließenden Veranstaltungsblock wurde das europäisches Verbundprojekt „WeLASER“ von Hendrik Sandmann vorgestellt, der ebenfalls am LZH arbeitet. Der Fokus liegt hier auf der Entwicklung eines Feldroboters, der Unkrautarten erkennt und mit einem Laser schädigt. „Photonische Unkrautbekämpfung im Zuckerrübenanbau – Laserbasiertes Unkrautmanagement“ (LUM) ist ein weiteres Projekt, das von Lorenz Lünsmann vom LZH vorgestellt wurde. Hier soll ein Demonstrator entwickelt werden, der hacken und Laserbehandlung von Unkräutern in Zuckerrüben kombiniert und erprobt. Durch die Laserbehandlung im Nahbereich der Zuckerrüben erhofft man sich eine noch bessere Unkrautkontrolle.

Abschließend berichtete Henrich Meyer zu Vilsendorf, Referatsleiter für Ackerbau und Grünlandwirtschaft sowie Nährstoffmanagement am Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, über die Umsetzung der Niedersächsischen Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie. Bis 2030 sollen in Niedersachsen Einsatzmenge und Risiko chemischer Pflanzenschutzmittel um mindestens 25 % reduziert werden. 15,5 % sollen erreicht werden, indem die mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelte Fläche reduziert wird u.a. durch die Ausweitung des ökologischen Landbaus. Weitere 9,5 % soll die Verringerung der Pflanzenschutzmittelintensität und der Behandlungshäufigkeit bewirken. Herr Meyer zu Vilsendorf betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung von technischen Innovationen, die aber auch bezahlbar und praxisreif sein müssten. Auch wenn jeder Beitrag zähle, seien die Potentiale im Bereich der mechanischen Unkrautregulierung insbesondere beim Anbau von Reihenkulturen, wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln hoch.

Hilmar Freiherr von Münchhausen, Ackerbauzentrum Niedersachsen, dankte in seinen abschließenden Worten allen Gästen für ihre Teilnahme und unterstrich, wie wichtig es bei der Entwicklung von Innovationen für die Landwirtschaft ist, dass Wissenschaft, Landtechnik und Agrarpraxis eng verzahnt arbeiten.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Rundgang durch das LZH, wo den Teilnehmern an verschiedenen Stationen die Entwicklungen aus den Projekten live demonstriert wurden, aber auch andere Anwendungen der Lasertechnik aufzeigten, wie dem Metall-3D-Druck durch selektives Laserschmelzen.

„LURUU“ wird aus Mitteln des ELER-Fonds (www.eler.niedersachsen.de) gefördert.