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Gegen Schadinsekten und Insektenschwund: Entomologentagung 2025

Rund 300 Teilnehmer kamen zum internationalen Kongress über Entomologie (Insektenkunde), der vom 17.-20. März 2025 an der Hochschule Geisenheim University stattfand. Gemeinsam wurde über aktuelle Themen rund um Insekten, aber auch andere wirbellose Tiere diskutiert. Einen bedeutenden Anteil der Themenvielfalt machte die Kontrolle von Schadinsekten aus. Mit Blick auf den Ackerbau lag ein Schwerpunkt auf der Schilf-Glasflügelzikade. Dieser sich ausbreitende Überträger von bakteriellen Pflanzenkrankheiten in Zuckerrüben, Kartoffeln und verschiedenen Feldgemüsekulturen versetzt den Ackerbau in Deutschland in eine ernste Lage. In einem Plenarvortrag gab Professor Dr. Michael Rostás von der Abteilung Agrarentomologie an der Georg-August-Universität Göttingen eine umfassende Übersicht zur bisherigen Erforschung der Schadzikade als Grundlage effizienter Kontrollstrategien. Sein Fazit war, dass es für die Eindämmung des Insektes und den damit verbundenen Pflanzenkrankheiten nicht einzelner Maßnahmen bedarf, sondern eines integrierten Schädlingsmanagements.

Auf der Fachkonferenz wurde in vielen Beiträgen nicht nur über die Bedrohung durch Schadinsekten, sondern auch über das Insektensterben diskutiert. Trotz zahlreicher Studien sind die Ursachen noch nicht vollständig verstanden, denn sie sind vielfältig und komplex. Unterstützung erhofft sich die Wissenschaft von einem weiteren Schwerpunkt der Tagung: dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Entomologie. Mit einem automatisierten Monitoring durch Kamerafallen und der Identifizierung durch KI kann eine bessere räumlich-zeitliche Datenlage aufgebaut werden, die dabei hilft, Daten- und Wissenslücken zu schließen.
Ein besonderer Programmpunkt war der öffentliche Vortrag „Insekten, Landwirtschaft und Naturschutz – Internationale Vereinbarungen und deren Relevanz“ von Professor Dr. Josef Settele, der das Department Naturschutzforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle leitet. Er schilderte seine Erfahrungen als Co-Vorsitzender im Weltbiodiversitätsrat (IPBES), der politische Entscheidungsträger über den Zustand und die Entwicklung der Biodiversität sowie ihrer Ökosystemleistungen berät. Am Ende hielt er fest, dass die Landwirtschaft nicht als Feind, sondern als Verbündeter gesehen werden sollte.

Die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie e.V. (DGaaE) fördert das Wissen über die Entomologie und die Erforschung entomologischer Probleme. Um diese Aufgaben zu erfüllen, stärkt sie den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit von beruflich und aus Berufung tätigen Entomologen mit wissenschaftlichen Gesellschaften im In- und Ausland. Dazu führt die DGaaE Arbeitskreise zu verschiedenen Themenbereichen durch und fungiert als Publikationsorgan. An wechselnden Tagungsorten veranstaltet die Gesellschaft abwechselnd die Entomologentagung als internationalen Kongress und und die Insekten-Konferenzen gemeinsam mit der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft (DPG).

Die Hochschule Geisenheim University ist seit 2013 eine Hochschule des „Neuen Typs“. Sie vereint die klassische Universität mit der anwendungsorientierten Hochschule und ist bisher in dieser Form einmalig in Deutschland. Ihr Themenspektrum reicht von der ganzheitlichen Betrachtung der Wertschöpfungskette von Sonderkulturen (Weinreben, Obst, Gemüse, Zierpflanzen) bis hin zur Landschaftsarchitektur. Den Grundstein für die heutige Hochschule legte die 1872 gegründete „Königlich Preußische Lehranstalt für Obst- und Weinbau“.