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"Leguminosenanbau in Niedersachsen: Interessiert uns nicht die Bohne?"

Rückblick auf die Tagung des Ackerbauzentrums Niedersachsen in Zu-sammenarbeit mit dem bundesweiten Leguminosen-Netzwerk LeguNet und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 10. Januar 2025 auf Burg Warberg

Willkommen

Das große Interesse an der Tagung zum Leguminosenanbau in Niedersachsen mit rund 140 Gästen beantwortete schon im Vorfeld die im Tagungstitel aufgeworfene Frage: Ja, uns interessiert die Bohne! Das unterstrich auch die breite Resonanz aus der Politik. So konnte Hilmar Freiherr von Münchhausen, Leiter des Ackerbauzentrums Niedersachsen, Miriam Staudte, die niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz willkommen heißen. Auch Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Gerhard Radeck, Landrat des Landkreises Helmstedt und Jörn Domeier (MdL) sowie Dr. Marco Mohrmann (MdL) aus dem Niedersächsischen Landtag waren anwesend.

In ihrer Begrüßung hob Miriam Staudte die Bedeutung des Leguminosenanbaus für die Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Landwirtschaft in Niedersachsen hervor: „Niedersachsen verfolgt eine eigene Eiweißstrategie, mit dem Ziel Anbau und Vermarktung von heimischen Eiweißpflanzen in Niedersachsen zu fördern. Neben den wirtschaftlichen Chancen bietet sich für die Landwirtschaft auch die Chance für eine weitere Diversifizierung ihrer angebauten Feldfrüchte.“ Sie unterstrich die wichtige Rolle von Netzwerken wie dem LeguNet oder dem Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V. (NAN), um Akteure aus Landwirtschaft, Wissenschaft, Handel und Verarbeitung zusammenzubringen.

Hilmar Freiherr von Münchhausen freut sich über das große Interesse an der Tagung (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)
Ministerin Miriam Staudte betont die Bedeutung des Leguminosenanbaus (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)

Aktuelles zum Leguminosenanbau

Gründe für eine Erweiterung des heimischen Leguminosenanbaus sind ein hoher Vorfruchtwert durch die Verbesserung der Bodenstruktur und die Einsparung mineralischer Düngermittel durch die Bindung von Luftstickstoff. Aber auch die Reduzierung der Abhängigkeit von Sojaimporten, neue Vermarktungschancen durch den Wandel der Ernährungsgewohnheiten und eine gentechnikfreie Erzeugung können Treiber sein, wie Mareike Beiküfner, zuständig für die Umsetzung der niedersächsischen Eiweißstrategie im Fachbereich Pflanzenbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, in ihrem Vortrag aufführte. Sie stellte vor, dass im Anbaujahr 2024 die Ackerbohne mit rund 8.200 ha und die Erbse mit rund 6.200 ha die führenden Leguminosenkulturen sind. Dabei werden Erbsen mehr in klassischen Ackerbauregionen im Osten und Südosten Niedersachsens angebaut und Ackerbohnen eher in den Küstengebieten. Insgesamt wurden in Niedersachsen im Jahr 2024 knapp 18.000 ha mit Körnerleguminosen bestellt, wobei davon rund 35 Prozent ökologisch bewirtschaftet wurden. Damit hat sich die Anbaufläche im Vergleich zu 2015 (ca. 4.000 ha) zwar mehr als vervierfacht, dennoch sind Körnerleguminosen mit einem Anteil von etwa ein Prozent an der Ackerfläche in Niedersachsen weiterhin eine Nischenkultur.

Im Ökolandbau haben Körnerleguminosen eine hohe Bedeutung und sind fester Bestandteil der Fruchtfolgen. Dies unterstrich Sara Kuschnereit vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN). So lag der Flächenanteil von ökologisch erzeugten Körnerleguminosen in Niedersachsen 2023 bei 11% und damit über dem Ziel der Bundesregierung, das bei 10 % liegt.

Martin Kind vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. (ZALF) führt im Rahmen des LeguNets einen Vergleich von Anbausystemen mit und ohne Körnerleguminosen durch, um ihre Umweltleistungen zu bewerten. Er plädierte dafür, Körnerleguminosen nicht als Einzelkultur, sondern im Gesamtsystem zu betrachten. Anhand von für Niedersachsen typischen Fruchtfolgen zeigte er die Potentiale mit Blick auf eine Einsparung im Stickstoffdüngereinsatz, eine Reduzierung der Stickstoffauswaschung und der Lachgasemissionen auf.

Bei all den genannten Vorteilen von Körnerleguminosen für Ackerbau und Umwelt stellte Mareike Beiküfner die Frage: „Wo drückt der Schuh?“ und lieferte die Antwort gleich dazu: Leguminosen haben den Ruf stärkere Ertragsschwankungen aufzuweisen als andere Kulturen. Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel ist auf wenige Wirkstoffe beschränkt. Auch wäre es hilfreich, wenn bei allen Mitteln eindeutig dokumentiert wäre, wofür sie zulässig sind, unabhängig von der Verwertung der Leguminose als Tierfutter oder für die Humanernährung. Darüber hinaus hemmen Unsicherheiten hinsichtlich der Anbauabstände – Stichwort Leguminosenmüdigkeit – und unklare Anforderungen an die Verarbeitungsmerkmale die Ausweitung des Leguminosenanbaus. Des Weiteren fehlen regionale Strukturen zur Vermarktung und es bestehen Herausforderungen bei Lagerung und Transport. Auch ein niedriges Preisniveau am freien Markt und häufig günstigere Proteinquellen aus Sojaimporten, Raps und Weizen machen den Anbau unattraktiv.

M. Beiküfner, LWK Niedersachsen (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)
S. Kuschnereit, KÖN Niedersachsen GmbH (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)
M. Kind, ZALF e.V. (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)

Strategien für die Ausweitung des Leguminosenanbaus
Ein Blick auf Strategien des Bundes liefert Antworten, wie der Leguminosenanbau gefördert und ausgeweitet werden kann. Die Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurde bereits 2012 veröffentlicht und wird vor allem von gesundheitsfördernden und ökologischen Aspekten angetrieben. Viola Molkenthin aus dem zuständigen BMEL-Referat informierte über die drei maßgeblichen Handlungsfelder: Schaffen von günstigeren Rahmenbedingungen für den Leguminosenanbau durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sowie die Förderung von Forschung und Wissenstransfer. 

V. Molkenthin, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)
Dr. A. Wichura, LWK Niedersachsen (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)

Letzteres wird insbesondere durch modellhafte Demonstrationsnetzwerke geleistet. Darunter ist das Netzwerk LeguNet ein Leuchtturmprojekt, das Aktivitäten rund um alle grobkörnigen Leguminosen bündelt und auf den Erkenntnissen der vorausgegangenen kulturspezifischen Netzwerke aufbaut. Das Regionalmanagement in Niedersachsen teilen sich die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und das KÖN. Dr. Alexandra Wichura, Leiterin des Fachbereichs Ökologischer Landbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Leiterin des Projektteils an der LWK, stellte Struktur und Ziele von LeguNet vor. Das Netzwerk will neben der Vernetzung der Akteure vor allem die Nutzungsmöglichkeiten von Körnerleguminosen aufzeigen, Innovationen unterstützen und neue Absatzmärkte erschließen. Dr. Alexandra Wichura verwies auf die umfangreiche Informationsfülle zu Körnerleguminosen auf der LeguNet-Website, www.legunet.de, die den Anbau bis zur Vermarktung umfasst.

Dr. Martin Köchy von der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA), einem Verbund von öffentlichen Forschungseinrichtungen, stellte die Entwicklung von Forschungsstrategien vor, die sich aus der Identifizierung von gesellschaftlich relevanten Themen ergeben. Die DAFA-Leguminosenstrategie entstand ebenfalls 2012 und empfahl Aufgabenschwerpunkte: So sollte in das Prebreeding für die Leguminosenzüchtung investiert werden, die Ökosystemleistungen der Leguminosen müssten bewertet und die Verwendung von Hülsenfrüchten in der Human- und Tierernährung attraktiver gestaltet werden. Diese Empfehlungen wurden weitestgehend in der BMEL-Eiweißpflanzenstrategie berücksichtigt.

Dr. M. Köchy, DAFA (© J. Tempel/NAN e.V.)
Dr. M. Köchy, DAFA (© J. Tempel/NAN e.V.)

Pflanzenbauliche Herausforderungen bei Leguminosen
Im Laufe der Veranstaltung wurde immer wieder deutlich, dass Leguminosenanbau kein Selbstläufer ist. Es ist erforderlich, sich mit den Kulturen vertraut zu machen. Doch die Unterstützung für den Leguminosenanbau wächst und durch eine Vielzahl von Akteuren und Projekten werden Wissen und neue Erkenntnisse gesammelt und verbreitet.

Mit „Mehr Soja wagen!“ setzt sich Martin Miersch vom Deutschen Sojaförderring e.V. seit langem für die Sojabohne ein. In Niedersachsen bleibt sie mit 1.893 ha Anbaufläche (2024) noch hinter Ackerbohne und Körnererbse zurück. Dabei wären 71 % der Ackerfläche Niedersachsens für den Sojaanbau geeignet, wie der Soja-Experte erklärte. Durch einen enormen Zuchtfortschritt zu frühreifen und gegenüber kühleren Temperaturen toleranten Sorten konnte die wärmeliebende Hülsenfrucht nördlichere Anbaugefilde erobern und zeigt überzeugende Erträge und Proteinwerte. Martin Miersch warnte davor, den Markt für Lebensmittelsoja zu überschätzen und verwies auf die hohe Wertschöpfung über die Verfütterung an Nutztiere. Er bewarb die selbstverträgliche Leguminose auch aus Sicht des Wasserschutzes, denn die Sojabohne weist geringere Herbst-Nmin-Werte im Vergleich zu Ackerbohne und Erbse auf. Allerdings hat die Sojabohne hohen Wasserbedarf während der Sommermonate und Fragen der Vermarktung sollten vor dem Anbau bereits geklärt sein.

Markus Mücke, Sachgebietsleiter Ökologischer Pflanzenbau an der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, teilte seine langjährige Erfahrung aus dem Versuchswesen zur Beikrautregulierung in Körnerleguminosen. Er unterstrich, dass die vorbeugenden, pflanzenbaulichen Maßnahmen aus vielen kleinen Stellschrauben bestehen, die zusammen aber eine große Wirkung für eine erfolgreiche Kulturführung entfalten. Zudem betonte er, dass pflanzenbauliche Maßnahmen, wie Standortwahl, Fruchtfolge, Vorfrucht- und Sortenwahl, Aussaatstärke, -termin und -qualität sowie Bodenbearbeitung, fast wichtiger einzustufen sind als die mechanischen Maßnahmen. Beim Einsatz von mechanischen Verfahren plädierte er dafür, die Maschineneinstellungen nicht als starr anzusehen. Da jedes Jahr, jede Fläche und Bodenart sowie jede Kultur anders reagiert, gibt es keine Standardeinstellung. Zudem sollten die Geräte im Gesamtkonzept betrachtet werden und sinnvoll kombiniert werden. Anschließend ging er auf die kulturspezifischen Anforderungen ein: Die Ackerbohne ist gegenüber dem Striegel ausgesprochen verträglich solange die Pflanzen kleiner als 25 cm groß sind. Zudem ist sie eine ideale Hackfrucht. Die Erbse weist beim Striegeln dagegen ein enges Zeitfenster auf, das mit dem Verranken der Einzelpflanzen endet. Die Sojabohne kann grundsätzlich als eine Hackfrucht betrachtet werden.

Auf die Situation im chemischen Pflanzenschutz ging Dr. Hans-Peter Söchting vom Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland am Julius Kühn-Institut (JKI) ein, nachdem er einen Überblick über die wichtigsten Schädlinge und Krankheiten bei Körnerleguminosen gegeben hatte. Im Bereich der Insektizide sind für alle Schaderreger Wirkstoffe zugelassen. Zudem zeigen Untersuchungen, dass mögliche schlechte Wirkungen des Insektizids im Feld nicht auf Resistenzen der Schädlinge zurückzuführen sind, sondern andere Ursachen haben müssen. Für die chemische Unkrautkontrolle erläuterte er am Beispiel der Erbse, dass es zwar 51 zugelassene Herbizide (Stand 12.12.2024) gibt, die jedoch nur auf fünf verschiedenen Wirkstoffen beruhen.

M. Miersch, Deutscher Sojaförderring e.V. (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)
M. Mücke, LWK Niedersachsen (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)
Dr. H.-P. Söchting, JKI (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)

Dr. Knut Schmidtke, Professor für Ökologischen Landbau an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, ging auf weitere ackerbauliche Aspekte ein und skizzierte, wie Leguminosen vorteilhaft in der Fruchtfolge integriert werden und durch welche ackerbaulichen Maßnahmen sie gefördert werden können.

Zunächst aber beschrieb er das Potential des Gemengeanbaus mit Körnerleguminosen und zeigte Versuchsergebnisse von einem ökologisch angebauten Gemenge aus Hafer und Erbse im Vergleich zu ihren Reinsaaten. Als vorteilhaft erweist sich vor allem die sich ergänzende Licht- und Stickstoffnutzung der beiden Gemengepartner. Die Erbse im Gemenge weist deutlich niedrigere Herbst-Nmin-Gehalte im Vergleich zu ihrer Reinsaat auf und schneidet daher bezüglich der Nitratauswaschung besser ab. Auch die Unkrautunterdrückung ist deutlich erfolgreicher im Gemenge als bei der Erbse in Reinsaat. Neben diesen positiven Wirkungen auf dem Acker ließ er die Schwierigkeiten bei der Weiterverarbeitung und Vermarktung nicht unerwähnt. Die DAFA identifizierte den Mischanbau als eine Möglichkeit den Leguminosenanbau zu erweitern und brachte 2024 eine Mischanbaustrategie für Leguminosen heraus, die Martin Köchy in seinem Beitrag präsentierte.

Prof. Dr. K. Schmidtke, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (© Ehrecke/LWK Niedersachsen)

Als vorteilhafte Zwischenfrüchte vor Körnerleguminosen empfahl Knut Schmidtke Arten, die viel Stroh liefern und für eine weites Verhältnis zwischen Kohlenstoff und Stickstoff sorgen, wie Ramtillkraut oder Rauhafer. Diese werden langsam abgebaut und liefern gute Startbedingungen für Leguminosen. Als Zwischenfrüchte können sich Leguminosen vorteilhaft für eine folgende Sommerung auswirken. Dies wies er über Versuchsergebnisse bei Hafer nach, der durch einen vorhergehenden Kleeanbau deutliche Mehrerträge brachte. Ähnlich positive Effekte konnten auch bei Zuckerrüben, die nach der Saatwicke als Zwischenfrucht angebaut wurden, gezeigt werden.

Marktwirtschaftliche Herausforderungen
Neben Fragen des Pflanzenbaus sind verlässliche Wege für Vermarktung und Verwertung zentrale Herausforderungen für die Erweiterung des Leguminosenanbaus. Daher wurde in einem Kreis von Vertretern unterschiedlicher Verwendungsstrategien die verschiedenen Möglichkeiten der Verwertung und Vermarktung diskutiert. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Gerald Burgdorf, Leiter des Fachbereichs Pflanzenbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

„Erst vermarkten, dann anbauen“, diese Devise vertritt Stefan Beuermann von der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V., für den Fall, dass eine innerbetriebliche Verwertung der Hülsenfrüchte nicht möglich ist. Er ist davon überzeugt, dass die Vermarktung der Leguminosen konzentriert werden muss.

v. l.: H. Sievers/ Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV, St. Beuermann/ UFOP e.V., O. Schäffer/ VR-Bank in Südniedersachsen eG , Chr. Hellbrügge/ Roland Beans GmbH, C.-F. Gellermann/ Nordzucker PBI GmbH , G. Burgdorf, LWK Niedersachsen (© S. v. Davier/Ackerbauzentrum Niedersachsen)

Daher empfiehlt er den landwirtschaftlichen Betrieben Erzeugergemeinschaften zu gründen, um die Ware zu bündeln. Durch den Zusammenschluss entstehen zahlreiche Vorteile: die Bereitstellung von großen, gleichförmigen Partien kann das Interesse von Abnehmern fördern und die Investition in Technik für Reinigung und Sortierung fällt gemeinsam leichter. Zudem werden bessere Konditionen beim Einkauf von Saatgut erzielt und der Zugang zu Fördermöglichkeiten wird verbessert. Beim Transport und der Lagerung von Körnerleguminosen sah Oliver Schäffer von der VR-Bank in Südniedersachsen eG keine wirklichen Probleme für den Landhandel. Auch die Lagerung von kleineren Mengen sei möglich. Herausforderungen könnten sich jedoch ergeben, wenn die Verarbeiter zunehmend sortenreine Partien anfordern würden. Harald Sievers von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern hob die Verwertung von heimisch angebauten Leguminosen im Tierfutter hervor. Rund 90% der Leguminosen werden verfüttert. Dabei ist die innerbetriebliche Verwertung die wichtigste Wertschöpfungskette. In der gesamten Mischfutterproduktion machen Leguminosen nur 1% aus. Das Einsatzpotential ist noch nicht annähernd ausgeschöpft, denn nach heutigem Stand ist z.B. bei Schweinen und Geflügel ein Anteil von 10% Leguminosen im Mischfutter möglich. Allerdings ist die Mischfutterindustrie ein Massengeschäft mit geringer Marge und Leguminosen stehen in Konkurrenz zu Nebenprodukten aus der Pflanzenölindustrie, zu importierten Soja und ertragsstabilen Getreide.

Claus-Friso Gellermann von der Nordzucker Plant Based Ingredients GmbH sieht in pflanzenbasierten Proteinprodukten aus Körnererbsen für die menschliche Ernährung große Chancen. Fleischersatzprodukte seien ein anhaltender Megatrend, den die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette in Niedersachsen nutzen sollte. Dafür müsse man sich allerdings darauf einstellen, dass die anzubauenden Sorten zukünftig weitere Kriterien erfüllen müssen, wie Geschmacksmuster, Verarbeitbarkeit sowie die Aminosäure- und Proteinzusammensetzung. Auch Christian Hellbrügge von der Roland Beans GmbH machte anhand der Verwendung von Ackerbohnenprodukten deutlich, dass die Produktanforderungen für die Humanernährung anders sind als in der Tierernährung. So würde ein Lochfraß durch Käfer nicht bei der Vermarktung akzeptiert werden. Als Herausforderung für die Zukunft sah er die Sicherstellung auskömmlicher Erzeugerpreise bei gleichzeitiger Erreichung wettbewerbsfähiger Verkaufserlöse auf Weltmarktniveau. Um den Leguminosenanbau zu fördern, brauchen die landwirtschaftlichen Betriebe Planungssicherheit durch mehrjährige Anbauverträge, möglichst auch mit Preisgarantien. Christian Hellbrügge und Claus-Friso Gellermann betonten, dass sie gerne mit regionalen landwirtschaftlichen Betrieben dauerhaft zusammenarbeiten möchten, die Frage der Preisfindung aber in hohem Maß von der Situation auf den Weltmärkten abhängig sei. Das keine Höchstpreise garantiert werden können, sei der Kompromiss bei der Risikoverteilung.

V. Hahn/NAN e.V. (© S. v. Davier/Ackerbauzentrum Niedersachsen)

Netzwerke – gemeinsam geht es besser!
Volker Hahn, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Ackerbau Niedersachsen e.V. (NAN), hob die Bedeutung der Vernetzung hervor, um den Anbau von Leguminosen in Niedersachsen auszubauen. Netzwerke entlang der Wertschöpfungskette seien Katalysatoren für diese Prozesse, die mit einer Stimme sprechen müssen. So wie das LeguNet die Akteure entlang der Wertschöpfungskette für Körnerleguminosen zusammenbringt, vernetzt das NAN mit dem Ackerbauzentrum Niedersachsen die Akteure für einen nachhaltigen Ackerbau, bei dem Leguminosen eine zunehmend bedeutendere Rolle spielen sollten. Dabei seien aber Planbarkeit und Verlässlichkeit der Marktpartner wichtig. Der beste Anbau tauge nichts, wenn die Vermarktung nicht funktioniert.

Daher „interessiert die Bohne“ viele Akteure, ob Landwirt, Verbraucher oder Politiker. Entscheidend wird aber sein, ob es sich für die Erzeuger am Ende wirtschaftlich lohnt. Und da sind die Verarbeiter und die Politik, die die ökologischen Vorteile des Leguminosenanbaus stärker honorieren könnte, am Zug.

Tagungsimpressionen

Freigegebene Präsentationen der Referenten: