Zum Inhalt springen
Startseite » Aktuelles » Robotik auf dem Acker – Erfahrungen aus der Praxis

Robotik auf dem Acker – Erfahrungen aus der Praxis

Wie sieht der Ackerbau der Zukunft aus? Welche Rolle spielen autonome Arbeitsgeräte schon heute in der Landwirtschaft? Welche Vor- und Nachteile bringen die technischen Innovationen mit sich?

Wir werfen einen Blick auf die Automatisierung der mechanischen Beikrautregulierung in Zuckerrüben. Im Ökolandbau umfasst das Beikrautmanagement in der Regel den Einsatz von Hacke und Striegel sowie mühevolle Handarbeit. Im Durchschnitt rechnet ein Biobetrieb mit etwa 150 Handhackarbeitsstunden/ha in Zuckerrüben. Mit Blick auf steigende Lohnkosten und den Mangel an Arbeitskräften für die Handhacke, sind die aktuellen Innovationen für Betriebe, die Zuckerrüben oder Gemüse im Anbau haben, von besonderem Interesse.

Verschiedene autonome Modelle sind in der Entwicklung. Ein vielversprechender Hackroboter der Firma Farming Revolution wird mittlerweile als Mietmodell getestet: Der Roboter kann sowohl zwischen als auch in der Reihe hacken. Ein Kamerasystem erkennt die Reihen der Kulturpflanze sowie ca. 180 Beikrautarten über ein Fotosystem und ist auch in der Lage größere Beikräuter zu schädigen.
Weitere Infos: https://farming-revolution.com/de/

Inzwischen über 250 Mal verkauft wurde der FarmDroid aus Dänemark. Auch in Niedersachsen ist dieser Sä- und Hackroboter auf zahlreichen Zuckerrüben-Betrieben im Einsatz. Der FarmDroid arbeitet nicht mit Hilfe einer Kameraerkennung, sondern wird GPS-gesteuert (RTK). Der FarmDroid merkt sich bei der Aussaat den exakten Ablageort des Saatkorns. Durch schwenkbare Hackmesser ist auch das Hacken in der Reihe – bis auf 2 cm dicht an die Kulturpflanzen heran – möglich. Weitere Vorteile sind das geringe Gewicht von 900 kg (inkl. Batterien) und somit Schonung der Bodenstruktur sowie das CO2-neutrale wirtschaften ausschließlich über Solarenergie inkl. Batteriespeicher.
Weitere Infos: https://farmdroid.dk/de/willkommen

Mittlerweile können Betriebe aus Niedersachsen von ersten Erfahrungen mit den FarmDroid aus der Praxis  berichten. Insgesamt äußerten sich die Landwirte überwiegend positiv. Eines wird dabei deutlich: Der Farm Droid ist eine faszinierende Entwicklung – noch mit kleinen Kinderkrankheiten:

Der Roboter kommt mit seinen Hackaggregaten schon sehr nah an die Kulturpflanzen heran und kann einen großen Teil der Beikräuter beseitigen. Die Einsparungen der Saisonarbeitskräfte sind folglich erheblich, sodass – wenn alles gut läuft – die nicht ganz günstige Anschaffung bereits nach drei Jahren refinanziert ist.
Der Bodendruck auf der Fläche kann erheblich verringert werden.
Die Herstellung einzelner Teile des FarmDroids erfolgt mit Hilfe eines „Druckverfahrens“. Dadurch sind Ersatzteile kostengünstig und schnell verfügbar. Allerdings bestehen teilweise Bedenken bezüglich der Haltbarkeit entsprechender Bauteile.
Die Kooperation der Landwirte und des Herstellers funktioniert schnell und unkompliziert, sodass Verbesserungen der Maschine und bei der Anwendung schnell umgesetzt werden können.

Der Roboter fährt langsam (<1 Km/h), weshalb die Flächenleistung begrenzt ist. Außerdem hat der Roboter trotz selbstständiger Arbeitsweise Betreuungsbedarf. Unter anderem wird eine tägliche Routinekontrolle durchgeführt, denn Störungen durch fremde Gegenstände in der Hacktechnik kann der Roboter nicht selbstständig erkennen und entfernen. Die Hackaggregate sollten je nach Boden, Entwicklungsstadium der Zuckerrübe und Feuchtigkeit individuell eingestellt werden – eine Kontrolle in beide Fahrtrichtungen ist anzuraten. Landwirte berichten auch, dass bei noch eher kleinen Rübenpflanzen die Gefahr des Verschüttens durch den Hackvorgang besteht. Zudem müssen Hackaggregate und Solarpanel zwischendurch gereinigt werden. Probleme ergaben sich, wenn die Rübenpille bei der Aussaat verrutschte, da der Roboter dies später nicht berücksichtigen kann. Auch Fehlstellen (bei nicht aufgelaufener Rübe) werden nicht erkannt, sodass ein Beikraut an entsprechender Stelle nicht bearbeitet wird. Begleitflora unmittelbar neben der Kulturpflanze wird stehengelassen. Sind die Beikräuter bspw. durch Trockenstress eher labil, besteht zudem die Gefahr, dass sie weniger weggehackt als weggedrückt werden. Insgesamt kann die Handhackarbeit stark reduziert, jedoch nicht komplett kompensiert werden.
Verbesserungspotential besteht, je nach Standort, bei der Speicherung der Energie, da der Roboter an Tagen mit schwacher Sonneneinstrahlung nicht genug Energie speichern kann, um die ganze Nacht bis zum Sonnenaufgang in Betrieb zu bleiben.

Das Interesse an innovativen Technologien ist auf vielen Betrieben deutlich zu erkennen. Perspektivisch wird Feldrobotik vielleicht auch in anderen Reihenkulturen wie Mais, Sonnenblumen oder Soja eine Rolle spielen und kann neben anderen ackerbaulichen Stellschrauben wie Fruchtfolge und Sorte einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Beikrautregulierung leisten.