Zum Inhalt springen
Startseite » Aktuelles » Qualitätsweizen-Anbau

Qualitätsweizen-Anbau

Qualitätsweizenanbau in der Zukunft – eine Herausforderung!

Bei der Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsweizenanbau am 08.09.2021 in der Volksbankarena Hildesheim standen zukünftige Herausforderungen für den Getreideanbau auf der Tagesordnung. Das diese von Pflanzenzüchtern, Landwirten und Verarbeitern gemeinsam gelöst werden müssen, darauf machten sowohl der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Markus Gerhardy, wie auch der stellvertretende Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Hermann Hermeling, aufmerksam.

Aufhorchen ließen die Begrüßungsworte des Vorstands der Volksbank eG Hildesheim-Lehrte-Pattensen, Volker Böckmann: Er beschrieb erste Überlegungen zur Verknüpfung der Kreditvergabe an landwirtschaftliche Betriebe mit dem Ziel des nachhaltigen Wirtschaftens. Das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen wird dieses Thema verfolgen, denn auch hier gilt: Blockade hilft nicht, sondern aktive Mitgestaltung.

Mit den vier überaus kompetenten Fachvorträgen ging es dann „ins Eingemachte“. Carsten Rieckmann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellte die Ergebnisse der Landessortenversuche beim Weizen vor und unterstrich, dass gesunde und robuste Sorten immer wichtiger werden. Die Anbaufläche von Winterweizen in Niedersachsen ist weiter gewachsen; die Erträge sind in 2021 um rund 3 % auf durchschnittlich 77 dt/ha gefallen.

Stickstoff versus Protein

Carsten Grupe, ebenfalls von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Geschäftsführer der AG Qualitätsweizenanbau, blickte auf den Weizen aus der Perspektive von Mühlen und Backwarenindustrie. Vor dem Hintergrund des zunehmend restriktiveren Umgangs mit Stickstoff sei es die zentrale Herausforderung Sorten zu finden, die bei wenig Protein dennoch über gute Backeigenschaften verfügen. Schon seit Jahren nimmt der Proteingehalt im Qualitätsweizen ab. Ein Problem vor allem im Export, denn da ist nach wie vor der Proteingehalt entscheidend. Im Handel braucht es ein Umdenken, denn für die Backfähigkeit des Weizens sind andere Kriterien wie z.B. Feuchtkleber mindestens genauso entscheidend!

Gift im Mehl?

Ein im Weizenanbau bislang eher unbekanntes Phänomen thematisierte Bernd Rodemann vom Julius-Kühn-Institut: das Mutterkorn. Den Mühlen werden aktuell Weizenchargen angedient, die einen nachweisbaren Wert an Mutterkorn aufweisen. Liegt dieser über dem gesetzlich geltenden Mindestwert, muss das Mehl verworfen werden. Und: Auf europäischer Ebene wird gerade an einer Verschärfung des Grenzwertes gearbeitet. Grund genug für alle Weizenanbauer sich mit dem Mutterkorn und seinen Wirtspflanzen, wie dem Ackerfuchsschwanz auseinander zu setzen. Die Empfehlungen heißen: Anteil von Getreide in der Fruchtfolge senken, Pflügen, um die Sklerotien in die Tiefe zu verlagern, wo sie mikrobiell abgebaut werden und das Bekämpfen von Ungräsern im Getreidebestand und am Feldrand. Dies zeigt, dass die unterschiedlichen Ziele von Verbraucherschutz und Förderung der Biodiversität einfache Lösungen nicht zulassen.

Genschere – Teufelszeug oder Heilsbringer?

Hendrik Hanekamp vom Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beschrieb eindrucksvoll die Geschichte der Züchtung unserer Kulturpflanzen und unterstrich: Kulturpflanzen brauchen Schutz vor Schadorganismen. Eindrucksvolle Beispiele zeigen, wie die noch junge Technologie der Genschere (CRISPR Cas9) helfen kann, erwünschte Eigenschaften in den Kulturpflanzen zu fördern und unerwünschte zu unterdrücken. Doch politisch sei es noch ein langer Weg, um Verständnis und Akzeptanz für die neue Art der Züchtungstechnik zu bekommen.

Zielkonflikte ansprechen

Die diesjährige Veranstaltung der AG Qualitätsweizenanbau war eine Tagung der Zielkonflikte: Wollen wir weniger Stickstoff in unsere Umwelt entlassen, werden wir geringere Proteingehalte akzeptieren müssen. Wollen wir chemische Pflanzenschutzmittel und moderne Züchtungsmethoden weiter begrenzen, werden wir auch überwunden geglaubte Probleme wie das Mutterkorn wieder bekommen. Und nur mit Offenheit für neue Technologien werden wir eine nachhaltige Landwirtschaft umsetzen können.

Das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen (NAN) und die AG Qualitätsweizenanbau sind durch gegenseitige Mitgliedschaft eng miteinander verzahnt und werden die bei der Tagung aufgeworfenen Fragen weiterverfolgen: im Sinne eines nachhaltigen Ackerbaus!

Das Tagungsprogramm finden Sie hier und die Präsentationen der Referenten können bei der AG Qualitätsweizenanbau unter Arbeitsgemeinschaft-Qualitaetsweizen@LWK-Niedersachsen.de angefordert werden.

2 Gedanken zu „Qualitätsweizen-Anbau“

  1. Hermann CKH Seidl-Schulz

    Die derzeitige Kostenexplosion im Düngesektor macht die gewünschten Rohproteinlagen
    .zu erreichen , sehr schwierig.
    Wenn dies so weitergeht ist auch die Einhaltung aller Fruchtfolgekriterien sehr schwierig.
    Wie soll ohne Mittel zur Bereinigung von Feldern.
    Gleichzeitig die Qualitätsziele erreicht werden.
    Wie soll bei Verknappung und Überteuerung von Diesel überhaupt agiert werden.
    Die Banken werden eine Überschreitung der Kreditlinien nicht Grenzenlos zuschauen.

    1. Ja, die Anforderungen an die Landwirtschaft, die sich aus all den aktuellen Themen ergeben – vom Umwelt- und Naturschutz bis zu den Folgen des Ukrainekrieges sind komplex. Mit Blick auf die Erzeugung von Qualitätsweizen arbeitet das NAN beispielsweise an einem Projekt zur teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung. Wir müssen die erforderlichen Stickstoffmengen noch genauer und effizienter an die Pflanze bringen. Hier können technische Innovationen im Bereich der Digitalisierung Chancen bieten. Politisch werden wir als NAN immer auf die Zielkonflikte aufmerksam machen, die sich auch aus dem Verbot von Glyphosat ergeben werden. Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor riesigen Herausforderungen in den kommenden Jahren – als NAN werden wir gemeinsam mit Politik und Agrarforschung an Lösungen arbeiten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert